Das Leben mit oder nach einem Schilddrüsenkarzinom
Nach dem Abschluss Ihrer Behandlung werden Sie im Rahmen der Nachsorge weiterhin intensiv ärztlich betreut. Es ist sehr wichtig, dass Sie zu allen Nachsorgeuntersuchungen gehen. Bei diesen Terminen werden Sie zu Ihren Symptomen befragt und untersucht, und es werden vielleicht auch Blutuntersuchungen oder bildgebende Untersuchungen wie eine Radiojodszintigrafie oder ein Ultraschall durchgeführt. Die Nachsorge ist notwendig, um zu überprüfen, ob der Krebs zurückgekehrt ist oder gestreut hat und ob bestimmte Behandlungen Nebenwirkungen verursacht haben. Bei diesen Nachsorgeuntersuchungen können Sie Ihrem Behandlungsteam all die Fragen stellen, die Sie beschäftigen, und über Ihre Sorgen sprechen.
Nahezu jede Therapie hat potenzielle Nebenwirkungen. Einige dauern einige Wochen oder Monate an, andere bleiben länger bestehen. Manche zeigen sich sogar erst Jahre nach Ende der Behandlung. Informieren Sie Ihr Behandlungsteam darum unbedingt über jedes neue Symptom oder Problem, denn es könnte sein, dass es auf eine Rückkehr des Krebses, eine neue Erkrankung oder ein zweites Karzinom hinweist.
Den meisten Personen geht es nach der Behandlung sehr gut, doch die Nachsorgeuntersuchungen sind trotzdem enorm wichtig, denn Schilddrüsenkarzinome wachsen meistens sehr langsam und können sogar 10 bis 20 Jahre nach der Erstbehandlung wieder zurückkommen.
Arzttermine und Nachsorgeuntersuchungen
Ihr Behandlungsteam erläutert Ihnen, welche Untersuchungen Sie in Zukunft benötigen und in welchem Rhythmus sie erfolgen sollen. Wie oft Sie zum Arzt müssen und welche Tests und Untersuchungen dann gemacht werden, hängt unter anderem davon ab, welches Stadium der Krebs bei der Diagnose hatte, um welche Form von Schilddrüsenkrebs es sich handelte und wie er behandelt wurde.
Papilläres oder follikuläres Karzinom
Wenn Sie ein papilläres oder follikuläres Karzinom hatten und Ihre Schilddrüse vollständig entfernt wurde, wird Ihr Behandlungsteam nach dem Ende der Behandlung vermutlich eine Radiojodszintigrafie veranlassen, insbesondere dann, wenn bei Ihnen ein erhöhtes Rezidivrisiko besteht. Normalerweise erfolgt diese Untersuchung nach sechs bis zwölf Monaten. Bei einem negativen Ergebnis sind im Allgemeinen keine weiteren bildgebenden Untersuchungen notwendig, zumindest dann nicht, wenn Sie keine Symptome haben und auch sonst weiter keine auffälligen Untersuchungsergebnisse vorliegen.
Weiterhin wird Ihr Blut zur Bestimmung des TSH- und des Thyreoglobulin-Werts regelmäßig untersucht. Thyreoglobulin wird vom Schilddrüsengewebe produziert. Nach einer vollständigen Schilddrüsenentfernung muss der Wert also sehr niedrig sein oder sogar bei null liegen. Beginnt der Wert wieder anzusteigen, kann das auf ein Rezidiv hinweisen, und es sind weitere Untersuchungen nötig. Dabei handelt es sich normalerweise um eine Radiojodszintigrafie und unter Umständen einen PET-Scan und weitere bildgebende Untersuchungen.
Bei Personen mit einem kleinen papillären Karzinom mit geringem Rezidivrisiko, denen nur ein Schilddrüsenlappen entfernt wurde, besteht die Nachsorge üblicherweise in physischen ärztlichen und Ultraschalluntersuchungen sowie Blutuntersuchungen.
Medulläres Schilddrüsenkarzinom
Bei einem medullären Schilddrüsenkarzinom (MTC) werden der Calcitonin- und der CEA-Wert (CEA = Carcinoembryonales Antigen) im Blut untersucht. Steigen diese Werte, werden bildgebende Untersuchungen wie ein Ultraschall des Halses, ein CT oder ein MRT veranlasst, um herauszufinden, ob der Krebs eventuell zurückgekehrt ist.
Jede Therapie bei Schilddrüsenkrebs hat potenzielle Nebenwirkungen, die einige Monate lang andauern. Einige aber können die Betroffenen ein Leben lang begleiten – so zum Bespiel die Einnahme von Schilddrüsenhormonen.
Psychologische Unterstützung
Bei vielen Menschen, die an Schilddrüsenkrebs erkranken, verschwindet der Krebs durch die Behandlung. Das Ende der Behandlung kann für sie gleichzeitig stressig und aufregend sein. Vielleicht sind sie erleichtert, dass die Behandlung nun vorbei ist, vielleicht machen sie sich aber auch Sorgen, dass der Krebs zurückkehren könnte. Diese Sorgen sind vollkommen verständlich.
Bei anderen Betroffenen verschwindet der Krebs nie ganz, oder er kehrt in einem anderen Organ zurück. Sie müssen sich dann unter Umständen regelmäßig einer Chemotherapie, einer Strahlentherapie oder anderen Therapien unterziehen, um den Krebs so lange wie möglich zu kontrollieren. Es kann sehr schwierig und belastend sein, wenn man lernen muss, dauerhaft mit einer Krebserkrankung zu leben.
Es ist ganz normal, deprimiert, ängstlich oder besorgt zu sein, wenn der Schilddrüsenkrebs zum ständigen Begleiter wird. Die einen belastet das mehr als die anderen. Doch sie alle haben die Möglichkeit, Hilfe und Unterstützung bei den Psychoonkologinnen der Fondation Cancer zu suchen.
Sprechen Sie mit Betroffenen
Wenn Sie sich mit anderen Menschen über Ihre Schilddrüsenerkrankung austauschen möchten, können Sie sich der von Yannick Zenner betreuten Facebook-Gruppe anschließen.