Hormontherapie bei Behandlung des Schilddrüsenkarzinoms

Bei einer operativen Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) erfolgt nach der Operation oder nach der Radiojodtherapie routinemäßig eine Hormontherapie, die lebenslänglich fortgesetzt werden muss, da der Organismus nicht mehr in der Lage ist, die benötigten Schilddrüsenhormone selbst zu produzieren. Die natürlichen Hormone werden durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen in Tablettenform (Levothyroxin, L-Thyroxine) ersetzt, die zum einem zum normalen Funktionieren des Stoffwechsels beitragen und zum anderen das Risiko für die Rückkehr der Erkrankung (Rezidivrisiko) mindern.
 

Hormontherapie Schildrüsenkrebs

Hormonersatz- oder Suppressionstherapie

Die Schilddrüsenfunktion wird durch die Hirnanhangdrüse reguliert: Sie produziert das TSH-Hormon, das die Bildung der benötigten Schilddrüsenhormone in der Schilddrüse anregt. TSH regt außerdem das Wachstum der Schilddrüse und wahrscheinlich auch bösartiger Schilddrüsenzellen an. Der TSH-Wert wiederum wird durch die Menge der im Blut vorhandenen Schilddrüsenhormone reguliert. Ist der Spiegel an Schilddrüsenhormonen niedrig, produziert die Hypophyse mehr TSH. Ist der Spiegel an Schilddrüsenhormonen hoch, wird TSH nicht so dringend benötigt und die Hypophyse produziert weniger.

Die Dosierung der Hormontherapie ergibt sich aus der Höhe des Rezidivrisikos.

Die Hormontherapie wird unter Berücksichtigung der Ergebnisse der Laboruntersuchungen und Ihres individuellen Empfindens eingestellt. Der angestrebte TSH-Wert wird je nach Ausbreitung der Erkrankung und Rezidivrisiko festgelegt, und die Anpassung der Hormone erfolgt mit Blick auf diesen Wert.

Bei einer normalen Hormondosis spricht man von einer Hormonersatztherapie, bei einer erhöhten Dosis von einer Suppressionstherapie.

  • Bei einer Hormonersatztherapie entspricht die Levothyroxin-Dosierung dem üblichen Niveau der Schilddrüsenhormone. Ziel der Therapie ist es, die Schilddrüsenhormone zu ersetzen, indem die TSH-Werte innerhalb der normalen Referenzwerte gehalten wird.
  • Im Fall einer Suppressionstherapie entspricht die Levothyroxin-Dosierung einem Wert, der über dem üblichen Niveau der Schilddrüsenwerte liegt, sodass die TSH-Produktion gehemmt wird und der TSH-Wert im Blut damit unter dem normalen Referenzwert bleibt. Die Suppressionstherapie wird im Falle eines erhöhten Rückfallrisikos angewendet, und sie kommt auch dann zum Einsatz, wenn bei den Ersttherapien nicht sämtliche Krebszellen entfernt werden konnten.

Meistens erfolgt eine Hormonersatztherapie, bei der Hormone in einer normalen Dosis eingenommen werden. Die initiale Dosis wird auf der Basis der optimalen Hormondosis für Ihr Gewicht, Ihr Alter und Ihr Geschlecht berechnet.
Eine Hormontherapie muss regelmäßig kontrolliert werden. Dazu werden der Wert der Schilddrüsenhormone und der TSH-Wert im Blut untersucht. Die Therapie wird dann entsprechend den Ergebnissen der Blutuntersuchung angepasst, wobei die angestrebten TSH-Werte sich aus dem Rückfallrisiko und Ihrem individuellen Befinden ergeben.

Notwendige Vorsichtsmaßnahmen

Levothyroxin wird einmal täglich morgens auf nüchternen Magen in Tablettenform eingenommen. Es können Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln auftreten. Nehmen Sie darum keine weiteren Medikamente ein, ohne dies zuvor mit Ihrer Ärztin abzusprechen:

  • Wechselwirkungen mit Lebensmitteln:

Soja und Johanniskraut hemmen die Aufnahme des Medikaments. Verzichten Sie darum in den Stunden vor und nach der Einnahme von Levothyroxin auf den Verzehr. Warten Sie nach der Einnahme von Levothyroxin außerdem zwei Stunden, bevor Sie Nahrungsergänzungsmittel mit Eisen, Kalzium oder Vitaminen und Mineralien einnehmen. 

  • Wechselwirkungen mit Medikamenten:

Die Kombination von Levothyroxin mit anderen Medikamenten wie etwa solchen, die die Magenwände mit einer Schutzschicht auskleiden, kann ebenfalls Nebenwirkungen verursachen oder die Wirksamkeit der Behandlung mindern.
 

 
Mögliche Nebenwirkungen

Eine Hormontherapie hat im Allgemeinen nur wenige Nebenwirkungen und zieht keine Beeinträchtigungen in Alltag oder Berufsleben nach sich.

Ist die Dosierung jedoch nicht richtig eingestellt, können Symptome einer Hypothyreose oder Hyperthyreose auftreten. Diese Symptome können sich im Laufe der Zeit verändern und von einer Person zur anderen variieren. Über die Entwicklung der Krebserkrankung sagen sie nichts aus.

Ein Überschuss an Schilddrüsenhormonen (Hyperthyreose) kann Herzrasen oder Herzrhythmusstörungen verursachen. Langfristig können zu hoch dosierte Schilddrüsenhormone auch zu brüchigen Knochen (Osteoporose) führen. Darum verzichtet man auf die Gabe sehr hoher Dosen Schilddrüsenhormone, sofern Sie nicht an einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom erkrankt sind und ein erhöhtes Rückfallrisiko besteht.

Was Sie auch interessieren könnte

Iode
Radiojodtherapie
Une chimiothérapie en cours
Chemotherapie bei Schilddrüsenkrebs
Zielgerichtete Therapie bei Schilddrüsenkrebs