Zielgerichtete Therapie bei Darmkrebs

Eine zielgerichtete Therapie wirkt anders als die Standard-Chemotherapie. Sie ist manchmal wirksam, wenn die Standard-Chemo es nicht ist, und hat meist andere – und weniger schlimme – Nebenwirkungen. Sie kann mit der Chemotherapie kombiniert werden oder – falls die Chemo nicht wirkt – alleine zum Einsatz kommen.

Zielgerichtete Therapie bei Darmkrebs

Der vaskuläre endotheliale Wachstumsfaktor (VEGF von englisch: Vascular Endothelial Growth Factor) ist ein Protein, das Tumoren bei der Bildung neuer Blutgefäße unterstützt (ein als Angiogenese bezeichneter Prozess), die sie benötigen, um die für ihre Entwicklung notwendigen Nährstoffe zu erhalten. Medikamente, die sich gegen den VEGF richten, können zur Behandlung bestimmter Darmkrebserkrankungen eingesetzt werden. Es handelt sich im Wesentlichen um:

  • Bevacizumab (Avastin)
  • Ramucirumab (Cyramza)
  • Aflibercept (Eylea, Zaltrap)

Die genannten Medikamente werden alle zwei bis drei Wochen als Infusion in die Vene (IV) verabreicht, meist in Kombination mit einer Chemotherapie.
 

Nebenwirkungen von Medikamenten, die sich gegen den VEGF richten

Zu den häufigen Nebenwirkungen der genannten Medikamente gehören:

  • Bluthochdruck
  • Erschöpfung/Fatigue
  • Blutungen
  • geringe Leukozytenzahl (zu wenig weiße Blutkörperchen, erhöhtes Infektionsrisiko)
  • Kopfschmerzen
  • Wunden im Mundraum
  • Appetitverlust
  • Durchfall

Seltene, aber potenziell schwere Nebenwirkungen sind Blutgerinnsel, schwere Blutungen, Darmperforationen, Herzprobleme, Nierenprobleme und eine verzögerte Wundheilung. Eine weitere seltene, aber schwere Nebenwirkung ist eine allergische Reaktion während der intravenösen Gabe der Medikamente per Perfusor, einhergehend mit Luftnot und niedrigem Blutdruck.

Der epidermale Wachstumsfaktorrezeptor (EGFR, von englisch Epidermal Growth Factor Receptor) ist ein Protein, das das Wachstum von Krebszellen begünstigt. Es ist häufig in großen Mengen auf der Oberfläche von Krebszellen zu finden. Medikamente, die den EGFR gezielt angreifen, können zur Behandlung bestimmter fortgeschrittener Darmkrebserkrankungen eingesetzt werden. Zu diesen Medikamenten gehören:

  • Cetuximab (ERBITUX)
  • Panitumumab (VECTIBIX)

Diese Medikamente werden intravenös per Perfusor einmal wöchentlich oder alle vierzehn Tage verabreicht.
Sie sind nicht wirksam bei Kolorektalkarzinomen mit Mutationen der Gene KRAS, NRAS oder BRAF. Daher wird der Tumor üblicherweise vor der Behandlung auf diese genetischen Veränderungen untersucht, und die Medikamente kommen nur zum Einsatz, wenn die genannten Mutationen nicht vorliegen.

Nebenwirkungen von Medikamenten, die sich gegen den EGFR richten

Die häufigsten Nebenwirkungen dieser Medikamente sind Hautprobleme wie Haarwurzel-Entzündungen (Folliculitis) während der Behandlung, die im Gesicht und an der Brust an Akne erinnern. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind:

  • Kopfschmerzen
  • Erschöpfung/Fatigue
  • Fieber 
  • Durchfall

Eine seltene, aber schwere Nebenwirkung dieser Medikamente ist eine allergische Reaktion 

Bei weniger als 10 % der Darmkrebserkrankungen liegen Veränderungen (Mutationen) des BRAF-Gens vor. Darmkrebszellen mit dieser Mutation produzieren ein mutiertes BRAF-Protein, das ihr Wachstum fördert. Bestimmte Medikamente zielen auf dieses mutierte BRAF-Protein ab.
Falls Sie an einem fortgeschrittenen Darmkrebs leiden, wird der Krebs vermutlich auf ein abnormales BRAF-Gen getestet.
 

BRAF-Inhibitoren

Encorafenib (BRAFTOVI) ist ein Medikament, das das mutierte Protein BRAF V600E unmittelbar angreift. Es kann, wenn es in Kombination mit Cetuximab gegeben wird (s.o.), bei einigen Menschen, deren Darmkrebs sich bereits ausgebreitet hat, das Tumorwachstum verlangsamen. Die Kombination der beiden Medikamente scheint außerdem das Überleben von Menschen mit einem fortgeschrittenen Darmkrebs zu verlängern.

Das Medikament wird als Tablette oder Kapsel täglich eingenommen.

Häufige Nebenwirkungen von Encorafenib in Kombination mit Cetuximab sind Hautverdickungen, Durchfall, Haarwurzelentzündungen, Appetitverlust, Bauchschmerzen, Gelenkschmerzen, Fatigue und Übelkeit.
Bei manchen Betroffenen, die mit einem BRAF-Inhibitor behandelt werden, tritt eine neue Hautkrebserkrankung auf. Während und einige Monate nach der Behandlung wird Ihre Ärztin Ihre Haut darum regelmäßig untersuchen. Außerdem sollten Sie Ihren Arzt sofort informieren, wenn Sie Auffälligkeiten an Ihrer Haut entdecken.

Weitere Medikamente für eine zielgerichtete Therapie

Medikamente Darmkrebs

Regorafenib (STIVARGA) ist ein sogenannter Kinase-Hemmer. Kinasen sind Proteine, die sich auf oder nahe der Zelloberfläche befinden und wichtige Signale an das Kontrollzentrum der Zelle übermitteln. Regorafenib hemmt mehrere Kinase-Proteine, die zum Wachstum der Tumorzellen oder zur Bildung neuer Blutgefäße beitragen. Die Hemmung dieser Proteine kann helfen, das Wachstum der Krebszellen zu stoppen.

Das Medikament kommt zur Behandlung fortgeschrittener Kolorektalkarzinome zum Einsatz, üblicherweise dann, wenn andere Medikamente nicht mehr wirken. Es wird in Tablettenform verabreicht.

Häufige Nebenwirkungen sind Fatigue, Appetitverlust, Hand-Fuß-Syndrom, Durchfall, Bluthochdruck, Gewichtsverlust und Bauchschmerzen.

Zu den weniger häufigen, jedoch schwereren Nebenwirkungen gehören schwere Blutungen oder Perforationen von Magen oder Darm.

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