Wann wird eine Chemotherapie verabreicht?
Nicht alle Brustkrebspatientinnen erhalten automatisch eine Chemotherapie, doch es gibt verschiedene Situationen, in denen eine Chemotherapie empfohlen wird:
- Nach einem operativen Eingriff (adjuvante Chemotherapie)
Eine adjuvante Chemotherapie wird gegeben, um verbliebene, aber auch mittels bildgebender Verfahren nicht zu identifizierende Tumorzellen abzutöten. Sie ist insbesondere dann angezeigt, wenn klinische und pathologische Untersuchungen vermuten lassen, dass ein beträchtliches Rezidivrisiko besteht. Das Ziel der Chemotherapie besteht darin, das Risiko für einen Rückfall zu verringern und die Heilungschancen zu vergrößern. Manchmal wird sie in Kombination mit einer zielgerichteten Therapie gegeben. Die Behandlung beginnt binnen drei Monaten nach der Operation.
- Vor dem operativen Eingriff (neoadjuvante Chemotherapie)
Die neoadjuvante Chemotherapie zielt darauf ab, die Größe des Tumors zu reduzieren, um ihn dann im Rahmen eines weniger schweren operativen Eingriffs zu entnehmen. Daher kommt die neoadjuvante Chemotherapie häufig bei der Behandlung lokal fortgeschrittener Tumoren und bei frisch diagnostizierten Tumoren, die jedoch für eine Operation zu groß sind, zum Einsatz. Sie wird auch bei inflammatorischen Brustkrebs verordnet. Darüber hinaus kann das Behandlungsteam bei Gabe der Chemotherapie vor der Entfernung des Tumors beobachten, wie der Tumor auf die Therapie anspricht. Wenn der Tumor im ersten Chemozyklus nicht kleiner wird, weiß der Arzt, dass andere Medikamente notwendig sind. So wie die adjuvante Chemotherapie kann auch die neoadjuvante Chemotherapie das Risiko für ein Zurückkehren des Brustkrebses verringern.
Die Behandlung von metastasierten Tumoren basiert grundsätzlich auf einer medikamentösen Therapie – einer Chemotherapie, die unter Umständen mit einer zielgerichteten und/oder einer Hormontherapie kombiniert wird. Dabei geht es darum, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten und die Lebensqualität zu verbessern.
In welchem Fall?
Vor seiner Entscheidung über die Chemotherapie berücksichtigt der Arzt neben dem Stadium des Krebses außerdem:
- Ihren allgemeinen Gesundheitszustand;
- Ihr Alter;
- Ihre Wünsche;
- Ihre chirurgische und medizinische Krankengeschichte, etwa eine Herzerkrankung. Bei bestimmten kardiologischen Erkrankungen können einige Medikamente wie zum Beispiel Anthrazykline (etwa Doxorubicin) nicht verordnet werden;
- frühere Behandlungen.
Manchmal kann man nicht eindeutig entscheiden, ob eine Chemotherapie sinnvoll wäre. Genexpressionstests wie Oncotype DX oder MammaPrint können hilfreich sein, um herauszufinden, welche Frauen nach einer Brustkrebsoperation von einer Chemotherapie profitieren würden. Auf diesem Weg kann man den Frauen eine Chemotherapie und deren Nebenwirkungen ersparen, die aus der Therapie keinen Nutzen ziehen würden.
Wie wird die Chemotherapie verabreicht?
Bei Brustkrebs werden die chemotherapeutischen Medikamente in der Regel intravenös (IV) verabreicht, entweder als Injektion binnen weniger Minuten oder als Infusion innerhalb eines längeren Zeitraums.
Wenn die Medikamente in kleine Venen wie etwa am Arm gegeben werden, kann das zu Komplikationen führen und toxisch wirken. Kleine Venen sind empfindlich, und wiederholte Injektionen werden rasch schmerzhaft. Außerdem besteht im Falle eines Risses in der Vene die Gefahr, dass das Chemotherapeutikum in das Gewebe rund um die Vene läuft und dieses schädigt.
Vor Beginn der Therapie wird normalerweise ein Katheter in eine große Vene, ein sogenannter zentraler Venenkatheter (ZVK), gelegt – meist in die Vena cava superior, die obere Hohlvene. Es gibt viele verschiedene Arten von ZVK, häufig verwendete Systeme sind Port-A-Cath® (auch PAC genannt) und PICC-Line®.
Der Port-A-Cath® besteht aus einem kleinen Behälter (die Kammer, die implantiert wird) und einem Katheter (einem dünnen, weichen Schlauch). Für das Einsetzen des Ports ist ein kleiner chirurgischer Eingriff unter lokaler Betäubung notwendig, und der Port verschwindet vollständig unter der Haut. Ist vor Beginn der Chemotherapie eine Operation geplant, kann der Chirurg den Port auch während dieses Eingriffs unter Vollnarkose implantieren. Die Kammer wird im oberen Bereich des Brustkorbs platziert und mit dem Katheter verbunden, der wiederum in eine große, tiefe Vene eingeführt wird. Nach dem Eingriff wird mittels eines bildgebenden Verfahrens (Röntgenaufnahme des Brustkorbs) die korrekte Lage des Systems überprüft.
Bei jeder Infusion werden die Medikamente durch die Haut direkt in den Port injiziert. Es gibt lokale Betäubungspflaster, die die Schmerzen beim Einstich lindern. Der Port kann während der gesamten Behandlungsdauer unter der Haut verbleiben und ermöglicht normale körperliche Aktivitäten wie Baden, Reisen usw.
Meistens werden der Katheter und die Kammer gut vertragen, allerdings können sie im Auto unangenehm sein, wenn der Sicherheitsgurt über den Port verläuft. Außerdem besteht ein geringfügiges Risiko für eine Thrombose, eine Infektion des Katheters oder ein leichtes Verrutschen der Kammer. Darum behält Ihr medizinisches Behandlungsteam den Port immer im Auge. Wenn der Port nicht mehr benötigt wird, wird er mittels eines kleinen chirurgischen Eingriffs – meist unter örtlicher Betäubung – entfernt.
Es kommen auch andere Systeme zum Einsatz, vor allem der PICC-Katheter, der über eine periphere tiefe Vene am Arm eingeführt wird und dessen Spitze in der oberen Hohlvene platziert wird.
Bei Brustkrebspatientinnen wird der zentrale Zugang normalerweise gegenüber der Achselhöhle platziert, in der Lymphknoten entfernt wurden.
Chemotherapeutika bei Brustkrebs
Die Chemotherapie kann vor der Operation (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant) verabreicht werden. In den meisten Fällen ist die Chemo am wirkungsvollsten, wenn mehrere Medikamente in Kombination zum Einsatz kommen. Man spricht dann von einem Chemotherapie-Protokoll oder -Schema, das bestimmte Medikamentenkombinationen in bestimmten Dosen vorsieht, die nach einem genauen Zeitplan verabreicht werden. Heute kommen sehr viele unterschiedliche Kombinationen zum Einsatz, und keine dieser Kombinationen ist per se die beste.
Medikamente, die bei der adjuvanten und neoadjuvanten Chemotherapie verwendet werden:
- Anthrazykline wie Doxorubicin (ADRIBLASTIN) und Epirubicin
- Taxane wie Paclitaxel und Docetaxel (TAXOTERE)
- 5-Fluoruracil (5-FU) oder Capecitabin
- Cyclophosphamid (ENDOXAN)
Meistens werden zwei oder drei dieser Medikamente kombiniert.
Medikamente bei fortgeschrittenem Brustkrebs:
- Taxane wie Docetaxel (TAXOTERE) und Albumin-gebundene Taxane wie Paclitaxel (ABRAXANE)
- Anthrazykline (Doxorubicin und Epirubicin)
- Platinkomplexe (Cisplatin, Carboplatin)
- Vinorelbin (NAVELBINE)
- Capecitabin (XELODA)
- Gemcitab (HALAVEN)
Während zur Behandlung von Brustkrebs im Frühstadium häufig Kombinationen aus mehreren Medikamenten zum Einsatz kommen, wird fortgeschrittener Brustkrebs häufig mit einem einzigen Chemotherapeutikum behandelt. Doch es gibt auch Kombinationen wie Paclitaxel und Gemcitabin, die häufig zur Behandlung von fortgeschrittenen Brustkrebserkrankungen verwendet werden.
Bei HER2-positiven Brustkrebserkrankungen können ein oder mehrere Medikamente, die gegen HER2 gerichtet sind, in Kombination mit der Chemotherapie eingesetzt werden.
Dauer der Chemotherapie
Die Chemotherapie erfolgt in Zyklen, auf die jeweils eine Pause folgt, in der Sie sich von den Auswirkungen der Medikamente erholen können. Meistens dauert ein Zyklus zwei oder drei Wochen. Der genaue Zeitplan hängt von den Medikamenten ab, die zum Einsatz kommen. Bei einigen Medikamenten wird die Chemotherapie nur am ersten Tag des Zyklus verabreicht. Bei anderen wird sie an mehreren Tagen hintereinander oder einmal in der Woche gegeben. Am Ende eines Zyklus beginnt der Chemo-Zyklus dann wieder von Neuem.
Die adjuvante und die neoadjuvante Chemotherapie dauert, je nachdem, welche Medikamente verwendet werden, insgesamt drei bis sechs Monate. Die Therapiedauer bei Brustkrebs hängt davon ab, wie gut die Medikamente wirken und wie stark die Nebenwirkungen sind.
Man hat herausgefunden, dass verkürzte Chemozyklen bei bestimmten Medikamenten das Rezidivrisiko senken und das Überleben bei einigen Frauen verbessern.
So kann man zum Beispiel ein Medikament, das normalerweise alle drei Wochen verabreicht werden müsste, alles zwei Wochen geben. Dies ist sowohl bei einer neoadjuvanten als auch bei einer adjuvanten Therapie möglich, kann aber zum vermehrten Auftreten von Komplikationen führen (Blutbildung). Darum ist diese Behandlungsstrategie nicht für alle Frauen eine Option. Eine Chemotherapie, die gelegentlich nach diesem Schema verabreicht wird, ist Doxorubicin plus Cyclophosphamid mit Gabe von Paclitaxel im Abstand von einer Woche.
Nebenwirkungen der Chemotherapie
Chemotherapeutika können unerwünschte Nebenwirkungen haben. Welche das sind, hängt von der Art und Dosierung der Medikamente und von der Dauer der Behandlung ab.
Einige der häufigsten Nebenwirkungen sind:
- Haarausfall
- Veränderungen der Finger- und Fußnägel
- Wunden im Mund
- Appetitverlust und Gewichtsschwankungen
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
Die Chemo kann auch die blutbildenden Zellen im Knochenmark schädigen. Das hat unter Umständen folgende Auswirkungen:
- Erhöhtes Infektionsrisiko (aufgrund eines Mangels an weißen Blutkörperchen)
- Blutergüsse oder leichte Blutungen (aufgrund eines Mangels an Blutplättchen)
- Erschöpfung (aufgrund eines Mangels an roten Blutkörperchen oder aus anderen Gründen)
Es gibt noch weitere mögliche Nebenwirkungen, einige kommen bei bestimmten Chemotherapeutika häufiger vor als bei anderen. Sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam darüber, welche Nebenwirkungen Ihre Medikamente haben können.
- Unfruchtbarkeit
- Kardiomyopathien
- Erhöhtes Leukämierisiko
- Neuropathie
- Hand-Fuß-Syndrom
- Kognitive Beeinträchtigungen
- Erschöpfung