Das Funktionsprinzip
Bei einer konventionellen 2D-Mammografie überlagern eventuelle Gewebeveränderungen sich und bleiben so im Brustgewebe verborgen.
Bei einer Tomosynthese werden mehrere Bilder der Brust aufgenommen. Dazu schwenkt das Röntgengerät einmal um die Brust, sodass Überlagerungen vermieden und Veränderungen im Gewebe sichtbar werden.
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• Schematische Darstellung der Brust, in einer Region befinden sich drei Gewebeveränderungen |
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• Diese drei Veränderungen überlagern sich in der Mammografie-Aufnahme
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• Tomosynthese: Das Bild der drei Gewebeveränderungen wird zerlegt – bei jedem Schwenk des Röntgengeräts wird ein Bild einer dünnen Gewebeschicht erzeugt. Anschließend wird aus diesen Aufnahmen ein räumliches Bild errechnet, und das Gewebe wird schichtweise auf dem Monitor dargestellt. |
Was bedeutet das für die Patientin?
Die Untersuchung läuft ganz ähnlich ab wie eine gewöhnliche Mammografie: Das Gerät ist dasselbe, die Position ist identisch und entscheidend für das Gelingen der Aufnahme. Es kann vorkommen, dass die Brust etwas länger komprimiert wird, dafür häufig weniger stark. Der Schwenk der Kamera um die Brust dauert ca. 20 Sekunden.
Die Strahlendosis bei der Synthes ist dieselbe wie bei einer 2D-Mammografie; entscheidend ist, ob es eine Indikation gibt, die die Untersuchung rechtfertig, sodass keine unnötigen Aufnahmen erstellt werden. Die Radiolog*innen entscheiden von Patientin zu Patientin, welche Aufnahmen für eine korrekte Diagnose notwendig sind.
Worin liegen die Vor- und Nachteile der Technologie?
➕ Vor
- Im Rahmen der Brustkrebsfrüherkennung bedeutet „mehr sehen“, dass potenziell mehr Krebsfälle erkannt werden als per 2D-Mammografie. Zu dem Thema gibt es sehr viele Studien auf der Grundlage von Tausenden von Mammografie-Dokumentationen. Für eine Integration der Technologie in ein Screeningprogramm müssen weitere Parameter berücksichtigt werden, um zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen den Vor- und Nachteilen der Technologie zu gelangen.
- Bei der Zusammenführung der Ergebnisse aus verschiedenen Untersuchungen kann zuverlässiger festgestellt werden, ob mehrere Gewebeveränderungen vorliegen.
- Die Tomosynthese kann zur Abklärung möglicher Gewebeveränderungen eingesetzt werden, wenn eine Patientin über Beschwerden klagt, die klinische Untersuchung einen positiven Befund ergeben hat, nach einem positiven Mammografiebefund im Rahmen eines Screeningprogramms oder zur Einschätzung oder Nachsorge einer Krebserkrankung.
In Luxemburg wurden sieben alte Geräte durch jeweils zwei neue Geräte pro Radiologiezentrum ersetzt. In jedem Zentrum (HRS, ChdN, CHEM, CHL) ist eines der zwei Geräte für die Durchführung von Biopsien ausgestattet.
➖ Nachteile
- Die Tomosynthese macht Gewebeveränderungen sichtbar, bei denen es sich nicht um bösartige Tumoren handelt, und sorgt bei den betroffenen Personen für unnötige Beunruhigung. Bei einer Screeningmaßnahme lässt sich das an der Rückrufrate ablesen, d.h. an dem Prozentanteil an Frauen mit positivem Mammografiebefund. Ein erhöhter Anteil (> 7 %) bedeutet, dass zu viele Frauen zu weiteren Untersuchungen eingeladen werden, ohne dass am Ende eine Krebserkrankung entdeckt wird. In welchem Maße die Tomosynthese Einfluss auf diese Rate hat, ist noch nicht klar, die zu diesem Thema vorliegenden Studienergebnisse variieren.
- Überdiagnose: Das bedeutet, dass ein Krebs entdeckt wird, der jedoch bei der Patientin keine Beschwerden ausgelöst hätte. Ob dies allerdings der Fall ist, lässt sich nicht von Fall zu Fall entscheiden. Zu dieser Frage bedarf es der Analyse eines Früherkennungsprogramms mit einer Laufzeit von mehreren Jahrzehnten. Der Einfluss der Tomosynthese auf mögliche Überdiagnosen ist noch nicht hinreichend erforscht.