Nachsorge bei heilbarem Prostatakrebs

Auch nach einer Therapie begleitet das Thema Prostatakrebs die Betroffenen noch jahrelang. Was zu einer guten Nachsorge gehört und wieso man nicht von Heilung sprechen sollte, erklärt Stefan Rauh, Hämatologe und Onkologe im Centre Hospitalier Emile Mayrisch.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus unserem FOKUS-Artikel, das dem Prostatakrebs gewidmet ist.

11 November 2024
Prostatakrebs: Nachsorge bei heilbarem Prostatakrebs

Ab wann gilt ein Prostatakrebs als geheilt, beziehungsweise wie hoch ist das Risiko eines Rückfalls?

Allgemein hat der Prostatakrebs sowohl im lokalisierten wie auch im lokal fortgeschrittenen Stadium, exzellente Aussichtem innerhalb der ersten 5 Jahre nach Behandlung, keinen Rückfall zu produzieren - gelegentlich selbst bei reiner Überwachung ohne Therapie. Früher wurde die 5 Jahre Rezidivfreiheit mit Heilung gleichgesetz. Dr. Stefan Rauh erklärt aber, das sei letztlich ein Trugschluss: “Ich habe auch Patienten, die sieben oder acht Jahre nach der Prostatakrebsbehandlung zu mir in die Praxis kommen, weil der Krebs wieder da ist.” Nach einer operativen Entfernung oder einer Bestrahlung der Prostata wäre die Wahrscheinlichkeit zwar sehr gering, aber der Krebs kann dort wieder auftauchen, oder metastasieren. Ein ansteigender PSA-Wert ist in der Überwachung ein gutes Indiz hierfür. Auch nach einem Rückfall bestehen jedoch immerhin meist lange Überlebenszeiten.

Wieso ist es kontraproduktiv, von sicherer Heilung zu sprechen?

“Hätten wir Gewissheit, dass ein Patient geheilt ist, dann bräuchten wir keine Nachsorgeuntersuchungen mehr”, sagt Stefan Rauh, “doch wir haben diese Gewissheit nie, wir haben nur statistische Wahrscheinlichkeiten”. Ein Patient darf sehr von seiner Heilung überzeugt sein, aber muss trotzdem mit einer kleinen Ungewissheit leben lernen. Noch Jahre später sind Rückfälle möglich, erklärt der Onkologe. Das Risiko eines Rückfalls hänge dabei von verschiedenen Faktoren ab: Wie aggressiv ist der Krebs? Wie weit ist er lokal fortgeschritten? Die Nachsorgeuntersuchungen sind sehr wichtig, aber auch sie liefern immer nur eine Momentaufnahme, keine Gewissheit. Zusätzlich sind sie für den Patienten stressbehaftet, deshalb sollten sie der Warscheinlichkeint eines Rezidivis Rechnung tragen. Weitere, aufwendigere Untersuchungen (zB PET Scan, MRI) machen häufig nicht systematisch Sinn und sollten individuell abgewogen werden.

Nach Behandlungsende sollte man alle 6-12 Monate den PSA-Wert kontrollieren, ggf. auch öfter

Diagnostik und Behandlung von Prostatakrebs haben sich laut Stefan Rauh enorm verbessert. Beispiele: Kernspintomogramm und PSMA PET ermöglichen das Lokalstadium klar zu charakterisieren und Überbehandlung zu vermeiden. Innovative Eingriffsmöglichkeiten wie das “CyberKnife” - eine Bestrahlungsmethode, bei der mit einem sehr präzisen “Strahlenmesser” bösartige Tumore attackiert werden, ermöglichen eine effiziente Behandlung auch im höheren Alter oder bei Operationsrisiken.

Was kann man unternehmen, um das Rückfallrisiko zu senken?

Wie für andere häufige Krebsarten zeigen Studien auch beim Prostatakrebs, dass sich gewisse Maßnahmen sowohl in der Vorbeugung als auch im Krankheitsverlauf positiv auswirken. “Man sollte regelmäßig Ausdauersport treiben, den Alkoholkonsum reduzieren, Übergewicht vermeiden oder bekämpfen und ganz allgemein auf einen gesunden, ausbalancierten Lebensstil achten”, so Rauh. “Im Internet wimmelt es vor allerlei Heilmitteln und speziellen Diäten, die Erfolg versprechen, aber meistens fehlt diesen jegliche Evidenz”. Man sollte nach einer Krebstherapie besser mit dem Arzt oder der Ärztin abklären, welche Maßnahmen sinnvoll sind, um einem Rückfall vorzubeugen.

Bei etwa 3 von 10 Männern kommt es in den Jahren nach einer Prostatakrebs-Behandlung zu einer erneuten Tumorbildung

*(Zahlen: Deutsche Krebsgesellschaft)

Über Nebenwirkungen sprechen

Nicht nur die Folgen des Krebs sind dem Körper anzumerken, sondern auch die Nachwirkungen der unterschiedlichen Therapieformen. Obwohl diese heute besser verträglich sind, sagt Stefan Rauh, man müsse mit den Patienten auch mit Nebenwirkungen wie Harnprobleme, Inkontinenz, Gewichtszunahme nach der Hormontherapie oder Libidoverlust diskutieren.

In der Regel wird bei einem Rezidiv nach Strahlentherapie antihormonell/medikamentös behandelt.

 

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