Die Ergebnisse der Biopsie

Die bei der Biopsie entnommenen Gewebeproben werden an die Pathologie des Laboratoire National de Santé geschickt, wo sie mikroskopisch untersucht werden, um festzustellen, ob sie Krebszellen enthalten. Normalerweise dauert es mindestens fünf Tage – manchmal aber auch noch länger –, bis Sie die Ergebnisse der Biopsie (in Form eines Pathologiebefundes) erhalten.

Die Biopsie kann zu unterschiedlichen Befunden führen:

  • negativ: In den Gewebeproben wurden keine Krebszellen gefunden;
  • positiv: In den Gewebeproben wurden Krebszellen entdeckt;
  • unklar: Es wurde etwas Auffälliges gefunden, das aber nicht unbedingt ein Krebs ist. (Welche Arten von unklarem Befund es geben kann, erläutern wir weiter unten.)

Wenn das Ergebnis der Prostatabiopsie negativ ist (also keine Krebszellen gefunden wurden) und die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Prostatakrebs haben, nicht als hoch anzunehmen ist (aufgrund Ihres PSA-Werts und anderer Untersuchungen), sind vielleicht keine weiteren Untersuchungen notwendig – sieht man von neuerlichen Überprüfungen des PSA-Werts und einer etwaigen rektalen Tastuntersuchung zu einem späteren Zeitpunkt einmal ab.

Trotz Entnahme zahlreicher Gewebeproben kann es passieren, dass die Nadeln den vom Krebs betroffenen Bereich der Prostata nicht treffen und der Befund der Biopsie darum negativ bleibt. Man spricht in diesem Fall von einem falsch-negativen Befund. Wenn Ihre Ärztin weiterhin den starken Verdacht hat, dass Sie ein Prostatakarzinom haben (etwa weil Ihr PSA-Wert sehr hoch ist), empfiehlt sie ihnen möglicherweise weitere Laboranalysen oder eine weitere Prostatabiospie, um mithilfe von bildgebenden Verfahren ganz gezielt weitere Proben aus den auffälligen Bereichen des Organs entnehmen zu können.

Wird bei der Untersuchung der Gewebeproben ein Prostatakrebs entdeckt, erfolgt im nächsten Schritt die histologische Klassifikation des Tumors, das Grading, das sich aus dem Erscheinungsbild der Krebszellen unter dem Mikroskop ergibt. Je stärker ihr Aussehen von dem gesunder Zellen abweicht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich vermehren und schnell ausbreiten, und desto höher ist das Grading.

Der Gleason-Score

Der Gleason-Klassifikation gibt Aufschluss darüber, wie stark sich das Tumorgewebe vom gesunden Prostatagewebe unterscheidet. Er wird zur Klassifizierung von Adenokarzinomen verwendet, die die häufigste Krebsart der Prostata sind, und beschreibt, wie aggressiv ein Karzinom ist und wie wahrscheinlich es ist, dass der Krebs streut.

Die Klassifikation basiert auf drei Prinzipien:

  • Innerhalb einer Prostata kann es verschiedene Tumorpopulationen geben; 
  • das Grading dieser Tumorpopulationen kann unterschiedlich sein, d.h., das Krebsgewebe ist unterschiedlich differenziert und so unterschiedlich aggressiv sein;  
  • je stärker die Gewebestruktur der Prostata zerstört ist, desto schlechter ist die Prognose. Die Einteilung der Aggressivität eines Tumors erfolgt von Grad 1 bis 5, wobei Grad 5 die aggressivste Stufe ist.

Berechnung des Gleason-Scores

Zur Berechnung des Gleason-Scores wird der Gleason-Grad der beiden am stärksten im Tumorgewebe vertretenen Wachstumsmuster der Krebszellen addiert. Die erste Zahl bezieht sich auf das primäre, vorherrschende Gewebemuster.

Die beiden auf diesem Wege ermittelten Zahlen werden addiert, sodass man einen Wert zwischen 2 und 10 erhält:

  • 2 bis 5: Der Tumor ist gut differenziert (niedriges Grading) und somit weniger aggressiv;
  • 6 bis 7: Der Tumor ist nicht schlecht/niedrig differenziert (mittleres Grading) und damit von mittlerer Aggressivität.
  • 8 bis 10: Der Tumor ist kaum differenziert (hohes Grading) und aggressiv.

Theoretisch sind beim Gleason-Score Werte zwischen 2 und 10 möglich, doch Punktzahlen unter 6 werden nur selten verwendet.

Graduierungsgruppen

Um den Gleason-Score leichter verständlich zu machen, hat man in der Medizin ein neues Graduierungssystem entwickelt (WHO 2016), in dem fünf Graduierungsgruppen unterschieden werden.

  • Graduierungsgruppe 1: Gleason-Score < oder = 6 (niedrigste Graduierung) 
  • Graduierungsgruppe 2: Gleason-Score 3+4 = 7
  • Graduierungsgruppe 3: Gleason-Score 4+3 = 7
  • Graduierungsgruppe 4: Gleason-Score 4+4 = 8; 3+5 = 8; 5+3=8
  • Graduierungsgruppe 5: Gleason-Score 9–10

 

Weitere Informationen im Pathologiebericht

Der Pathologiebericht enthält häufig weitere Informationen über den Krebs, etwa:

  • Anzahl der Gewebezylinder, in denen Krebszellen enthalten waren (z.B. „7 von 12“)
  • Anteil von Krebszellen in jedem Gewebezylinder (relativer Anteil am Tumor in %)
  • ob nur in einem Prostatalappen (links oder rechts) oder in beiden Prostatalappen (beidseitig) Krebszellen gefunden wurden;
  • die Größe des Tumors (mm T), Größe des Prostatazylinders (mm Cyl) 
  • ob der Tumor in Blutgefäße oder Lymphbahnen vorgedrungen ist (lymphovaskuläre Invasion [LVI]), vorhanden/nicht vorhanden
  • ob der Tumor periphere Nerven erreicht hat (perineurale Invasion [PNI]), vorhanden/nicht vorhanden

Es kann vorkommen, dass die Zellen der Prostata Auffälligkeiten aufweisen, die keine Ähnlichkeit mit Krebszellen haben.

  • prostatische intraepitheliale Neoplasie (PIN) 

Bei einer PIN füllen Epithelzellen die Drüsenkanäle der Prostata. Die PIN wird häufig in zwei Gruppen unterteilt:

  • niedriggradige PIN

Wenn im Gefolge einer Prostatabiopsie eine niedriggradige PIN festgestellt wird, verläuft die weitere Behandlung so wie bei Patienten, bei denen keine Auffälligkeiten beobachtet wurden.

  • Hochgradige PIN

Wird bei einer Biopsie eine hochgradige PIN entdeckt, besteht ein erhöhtes Risiko dafür, dass im Laufe der Zeit ein Prostatakarzinom entsteht. Darum kann es sein, dass man Ihnen von ärztlicher Seite zu einer weiteren Prostatabiopsie (oder anderen Laboruntersuchungen zur Bewertung des Krebsrisikos) rät.

  • atypische azinäre Proliferation (ASAP)

Handelt es sich um atypisches Drüsengewebe oder eine atypische kleindrüsige Proliferation, besteht ein hohes Risiko für Prostatakrebs. In diesem Fall wird eine Wiederholung der Biopsie mit wenigen Monaten Abstand empfohlen.

  • proliferative inflammatorische Atrophie 

Bei einer proliferativen inflammatorischen Atrophie erscheinen die Prostatazellen kleiner als gewöhnlich, und es gibt Entzündungsanzeichen im betroffenen Bereich. Eine proliferative inflammatorische Atrophie ist kein Krebs, aber in der Forschung nimmt man an, dass sich daraus Krebs entwickeln kann.