Fatigue : eine häufige Nebenwirkung

Keine Nebenwirkung tritt bei krebskranken Menschen so häufig auf wie das Fatigue-Syndrom. Zwei Drittel der betroffenen Patienten und Patientinnen klagen während der Krebsbehandlung beinahe systematisch über einen massiven Erschöpfungszustand. Die Beschwerden hören nach Abschluss der Behandlung häufig auf, doch manchmal bestehen sie noch monate- oder sogar jahrelang fort. 

  • Die häufigste Nebenwirkung
  • Fatigue hat viele Gründe
  • Multidisziplinäre Behandlungskonzepte zur Linderung der Fatigue
  • Psychologische Unterstützung
  • Keine Schuldgefühle bei Fatigue
  • Trotz Fatigue zu neuer Energie finden
03 April 2023
Fatigue ist die häufigste Nebenwirkung in der Krebstherapie

Die häufigste Nebenwirkung

Erschöpft waren wir alle schon einmal. Doch was unterscheidet die Erschöpfung nach einer Anstrengung oder am Ende eines Arbeitstages von krebsbedingter Erschöpfung, auch als Fatigue bezeichnet?

Krebsbedingte Erschöpfung äußert sich in einem sehr starken, unangenehmen und dauerhaften Gefühl der Erschöpfung in Zusammenhang mit einer Krebserkrankung und/oder ihrer Behandlung. Auf körperlicher Ebene äußert sie sich durch einen Mangel an Energie, ein ausgeprägtes Schwächegefühl und bleierne Müdigkeit.

Auf kognitiver Ebene beeinträchtigt sie das Kurzzeitgedächtnis sowie Konzentration und Aufmerksamkeit. Außerdem kann sie auf emotionaler Ebene Gefühle wie Traurigkeit, Angst, Frustration, Wut, Ungerechtigkeit oder Schuld usw. auslösen oder verstärken.

Der Grad der Erschöpfung steht in keinem Verhältnis zu zuvor geleisteten Anstrengungen und Aktivitäten, und sie bessert sich häufig auch nicht nach einer Ruhepause oder Schlaf. Das Fatigue-Syndrom wird als enorme Beeinträchtigung erlebt und kann die Lebensqualität der Betroffenen während der Behandlung, aber auch noch Monate nach Therapieende massiv beeinträchtigen und so ihre Rückkehr in den Alltag verzögern.

Normale Erschöpfung hingegen tritt normalerweise auf, nachdem man sich angestrengt hat. Sie ist vorübergehend und verschwindet wieder, sobald man sich ausgeruht oder geschlafen hat. Gesunde Erschöpfung ist häufig mit einem Gefühl der Zufriedenheit über das verbunden, was man geleistet hat, und beugt körperlicher und geistiger Überanstrengung vor.

La définition
  • massive Erschöpfung 
  • Energiemangel
  • stark erhöhtes Bedürfnis nach Ruhepausen
  • allgemeines Schwächegefühl
  • schwere Glieder
  • Beeinträchtigung von Kurzzeitgedächtnis, Konzentration und/oder Aufmerksamkeit
  • Schlaflosigkeit oder extremes Schlafbedürfnis, Schlaf ist nicht erholsam
  • Überwindung der Inaktivität kostet enorme Anstrengung
  • ungewohnte emotionale Reaktionen

Fatigue hat viele Gründe

Das Fatigue-Syndrom kann viele Gründe haben: der Tumor selbst und seine unmittelbaren Folgen, etwa Unterernährung, Anämie oder Infektionen, die Krebstherapie und ihre Nebenwirkungen, durch die Erkrankung ausgelöste Verzweiflung, Depressionen, Schmerzen oder andere Begleiterkrankungen.

Krebsbedingte Fatigue lässt sich oft nicht durch Ruhe oder Schlaf lindern.

Multidisziplinäre Behandlungskonzepte zur Linderung des Fatigue-Syndroms: Wer kann wie helfen?

Bei einem körperlich bedingten Fatigue-Syndrom können Symptome wie Anämie, Schmerzen und Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall und physische Begleiterkrankungen ärztlich behandelt werden. Aktuell jedoch gibt es noch kein Medikament zur unmittelbaren Therapie des Fatigue-Syndroms selbst. Physiotherapie kann bei der Behandlung des Fatigue-Syndroms sehr hilfreich sein und dazu beitragen, dass die Betroffenen weniger Zeit im Bett verbringen, der Muskelabbau durch Anregung zur Bewegung begrenzt wird und dass sich der Organismus wieder an Anstrengungen gewöhnt, sodass ein Ihrem Zustand entsprechendes Maß an körperlicher Aktivität wieder möglich wird und sich damit Ihr körperlicher Zustand verbessert.

Durch eine physiotherapeutische Behandlung lassen sich Schmerzen, Schweregefühle und Lymphödeme lindern. In der Ergotherapie geht es um die Umgestaltung des Lebensumfelds der Erkrankten entsprechend ihren Einschränkungen, sodass sie weiterhin ein selbstständiges Leben führen können. So können Anpassungen im häuslichen Umfeld den Alltag einfacher machen, während Veränderungen am Arbeitsplatz den Wiedereintritt in das Berufsleben erleichtern. Im Rahmen einer Ernährungsberatung hilft man Ihnen, Ihre Ernährung an mögliche Folgeerscheinungen von Krankheit oder Nebenwirkungen anzupassen, um Unter- oder Mangelernährung vorzubeugen und dank einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ein gesundes Gewicht zu halten. Allerdings sollten Sie sich von sogenannten Anti-Krebs-Diäten unbedingt fernhalten, da diese häufig viel zu streng sind.

Aktuell gibt es noch kein Medikament zur unmittelbaren Behandlung des Fatigue-Syndroms

Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Ernährungsberater können helfen, die Fatigue der Patienten durch eine bereichsübergreifende Behandlung zu lindern.

Psychologische Unterstützung

Der Weg durch die Erkrankung kann für eine krebskranke Person emotional verstörend sein. Sich Krankheit, Behandlung und den damit einhergehenden Veränderungen zu stellen, ist häufig eine emotionale, geistige und physische Belastungsprobe, die man nur schwer alleine aushalten kann. Psychologinnen können Sie auf diesem Weg unterstützen und Ihnen helfen, Ihre Ressourcen zu mobilisieren, um dem Krebs die Stirn zu bieten. Wenn Sie sich von der Krankheit überrollt fühlen, sollten Sie auf keinen Fall allein sein, sondern um Hilfe bitten. In dieser Lebensphase, in der alles auf dem Kopf steht, ist es wichtig, Verständnis für sich selbst zu entwickeln und sich klar zu machen, dass alle Veränderungen, die die Krankheit und ihre Behandlung mit sich gebracht haben, auch Sie verändert haben.

Vergleichen Sie sich auf keinen Fall mit Ihrem alten Ich und Ihrer früheren Leistungsfähigkeit, denn krebsbedingte Fatigue kann eine massive Einschränkung auf geistiger und körperlicher Ebene nach sich ziehen. Das ist schwer zu akzeptieren und für das Umfeld häufig schwer verständlich, denn wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man sich nicht vorstellen, was „krebsbedingte Erschöpfung“ und die damit einhergehenden unangenehmen oder gar schmerzhaften Empfindungen wirklich bedeuten.

 

Nicht verwechseln: Fatigue-Syndrom und Depression 

Manchmal ist es schwierig, zwischen einer Depression und dem Fatigue-Syndrom zu unterscheiden. Erschöpfung, Energiemangel sowie Schlaf- und Konzentrationsstörungen treten bei beiden Erkrankungen auf. Darum ist besondere Aufmerksamkeit geboten, wenn eine krebskranke Person an depressiven Verstimmungen, mangelndem Selbstwertgefühl und Schuldgefühlen leidet oder Selbstmordgedanken hegt.

Anzeichen einer depressiven Episode

  • Deprimiertheit, Einschränkung oder Verlust von Interesse und Vergnügen
  • Erschöpfung oder Energielosigkeit
  • Unruhe oder psychomotorische Hemmung
  • Schlafprobleme
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen
  • Veränderung von Essverhalten und Gewicht (Zu- oder Abnahme)
  • Verringertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Gefühl der Wertlosigkeit oder exzessive und unangemessene Schuldgefühle
  • Lustlose und pessimistische Haltung angesichts der Zukunft
  • Selbstmordgedanken oder Selbstmordversuch
     

Surmonter la culpabilité liée à la fatigue

Sie fühlen sich schuldig, weil Sie Dinge nicht mehr so erledigen können wie früher.  Allerdings ist dieses Schuldgefühl in keiner Weise hilfreich, um die Fatigue zu überwinden, im Gegenteil, es verstärkt die Erschöpfung.

  • Vergleichen Sie sich weder mit anderen noch mit der Person, die Sie einmal waren. Akzeptieren Sie, dass Sie sich verändert haben und dass es Zeit und Geduld braucht, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.
  • Akzeptieren Sie Ihre aktuellen Grenzen und stecken Sie Ihre Ziele nicht zu hoch – sonst setzen Sie sich unnötig unter Druck.
  • Setzen Sie sich realistische Ziele und schrauben Sie Ihre Erwartungen an sich selbst herunter.
  • Lernen Sie, um Hilfe zu bitten, und delegieren Sie anstrengende Aufgaben wie Hausarbeit, Kochen oder Einkauf an andere.
  • Lösen Sie sich von Ihren Schuldgefühlen.
  • Akzeptieren Sie, dass Sie gegenwärtig eine schwierige Phase durchleben.
Webinar "Trotz Fatigue zu neuer Vitalität finden"
  • Nächster Termin: Dienstag, 18. April 2023
  • Sprache: Deutsch/Luxemburgisch
  • Uhrzeit: 15–16.30 Uhr 
  • Ort: online (nach der Anmeldung erhalten Sie einen Link des Programms GoToMeeting) 
  • Kosten: Das Angebot ist kostenlos.
  • Anmeldung: patients@cancer.lu 
  • Das Webinar richtet sich ausschließlich an Menschen mit einer Krebserkrankung.
     

Checklist : Trotz Fatigue zu neuer Energie finden

Fatigue ist kein unabwendbares Schicksal. Wenn Sie die 10 Tipps in dieser Checkliste befolgen, lernen Sie, mit dieser Müdigkeit umzugehen und so Ihre Vitalität besser wiederzuerlangen.

 

Checklist : Trotz Fatigue zu neuer Energie finden

 

 

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