Ursachen, Risikofaktoren und Früherkennung

In dieser Rubrik informieren wir Sie, welche Risikofaktoren für Prostatakrebs bestehen und welche Maßnahmen zur Früherkennung es gibt.

Behandlung von Prostatakrebs

Risikofaktoren

Unter einem Risikofaktor versteht man alles, was Ihr Risiko für eine Erkrankung ¬z. B. an Krebs erhöht. Für die unterschiedlichen Krebsarten bestehen unterschiedliche Risikofaktoren.

Das Bestehen eines oder auch mehrerer Risikofaktoren bedeutet nicht automatisch, dass Sie an Krebs erkranken werden. Umgekehrt kann sich auch ein Krebs entwickeln, wenn kein Risikofaktor besteht. Während man auf bestimmte Risikofaktoren, wie z. B. das Rauchen, Einfluss nehmen kann, ist das bei anderen, wie etwa Alter oder familiäre Vorbelastung, nicht möglich.

Alter
Die Inzidenz des Prostatakrebses steigt mit dem Alter. Während er bei Männern unter 50 Jahren selten ist, steigt das Risiko mit Überschreiten des 50. Lebensjahres rapide an. Rund sechs von zehn Prostatakarzinomen werden bei Männern über 65 Jahren diagnostiziert.

Ethnie
Prostatakrebs kommt bei afroamerikanischen Männern häufiger vor als bei Männern mit anderem ethnischen Hintergrund. Und wenn er bei dieser Personengruppe auftritt, sind die Betroffenen eher jünger. Die Gründe für diese ethnischen Unterschiede sind bis dato noch nicht eindeutig geklärt.

Familiäre Vorbelastung 
Prostatakrebs scheint in einigen Familien häufiger vorzukommen als in anderen, was vermuten lässt, dass in bestimmten Fällen eine erbliche oder genetische Vorbelastung besteht. In den meisten Fällen jedoch tritt Prostatakrebs bei Männern auf, bei denen keine familiäre Vorbelastung für diese Krebsart besteht.

Ist der Vater oder ein Bruder von einem Prostatakarzinom betroffen, verdoppelt sich das Risiko für ein Prostatakarzinom. (Das Risiko für die Männern, bei denen ein Bruder erkrankt ist, ist höher als für jene, deren Vater betroffen ist.) Die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Prostatakarzinoms ist für Männer, bei denen mehrere Familienmitglieder betroffen sind, deutlich erhöht, insbesondere dann, wenn der Krebs bei den Betroffenen in einem jungen Alter entdeckt wurde.

Vererbung
Man nimmt an, dass das Prostatakrebsrisiko mit verschiedenen Veränderungen im Erbgut (Mutationen) steigt, dabei machen diese Fälle jedoch nur einen geringen Prozentsatz der Gesamtheit aller Fälle aus.

  • Erblich bedingte Mutationen der Gene BRCA1 oder BRCA2 (die ein erhöhtes Risiko für Brust- und Eierstockkrebs in bestimmten Familien bedeuten) können auch ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko beim Mann bedingen (insbesondere Mutationen des Gens BRCA2). Bei 5 bis 10% der erkrankten Männer liegen diese Mutationen vor.
  • Männer, die an einem hereditären non-polypösen Kolonkarzinom (auch als Lynch-Syndrom bezeichnet), einer durch Mutationen des Erbguts bedingten Krankheit, leiden, haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebserkrankungen, darunter das Prostatakarzinom.

Man geht von einem Zusammenhang zwischen bestimmten Faktoren und der Entstehung von Prostatakrebs an, doch aktuell liegen noch nicht ausreichend Nachweise dafür vor, dass es sich um Risikofaktoren handelt.

Ernährungsweise
Einige Daten deuten darauf hin, dass eine an rotem Fleisch und Milchprodukten wie Milch, Joghurt und Käse reiche Ernährung das Prostatakrebsrisiko steigern kann.

Fettleibigkeit
In einigen Studien wurde ein Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit oder Übergewicht und einem erhöhten Risiko für ein Prostatakarzinom gezeigt, außerdem eine gesteigerte Wahrscheinlichkeit dafür, dass der Krebs sich zum Zeitpunkt der Diagnose in einem fortgeschrittenen Stadium befindet. Weiterhin wurde beobachtet, dass ein sehr hoher Anteil an Fettgewebe mit einem gesteigerten Risiko für ein hochgradiges Prostatakarzinom assoziiert ist.

Hohe Körpergröße im Erwachsenenalter
Anscheinend besteht bei einer hohen Körpergröße im Erwachsenenalter ein gesteigertes Prostatakrebsrisiko.

Rauchen
Möglicherweise erhöht auch Rauchen das Prostatakrebsrisiko. Einige Studien zeigen außerdem, dass Rauchen das Risiko für einen aggressiven Prostatakrebs oder ein fortgeschrittenes Krankheitsstadium erhöht. Man weiß nicht ganz genau, ob das Rauchen Einfluss auf die Inzidenz oder die Prognose der Erkrankung oder auch auf beides hat.

Exposition gegenüber chemischen Substanzen 
In der Landwirtschaft verwendete Pestizide werden mit einem erhöhten Prostatakrebsrisiko in Zusammenhang gebracht. Es ist noch nicht erforscht, welches Expositionsniveau gegenüber Pestiziden und welche konkreten chemischen Substanzen das Prostatakrebsrisiko beeinflussen. Das mit dem Einsatz von Pestiziden (insbesondere Chlordecon) verbundene Risiko muss noch nachgewiesen werden.

Kadmium ist ein krebserzeugendes (karzinogenes) Metall. In einigen Studien wurde gezeigt, dass für Männer, die in der Batterieherstellung oder im Hüttenwesen tätig sind, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Prostatakarzinoms besteht. In anderen Studien jedoch wurde keine Risikoerhöhung festgestellt.
Chemische Substanzen, die bei der Kautschukherstellung verwendet werden, können das Prostatakrebsrisiko steigern.

Erhöhter Androgenspiegel
Androgene sind männliche Sexualhormone, die Wachstum, Entwicklung und Funktion der Prostata steuern. Testosteron ist das wichtigste Androgen, das im Körper natürlich vorkommt. Einigen Beobachtungen zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen einem erhöhten Androgenspiegel im Körper und dem Auftreten und Wachstum eines Prostatakarzinoms.

Prostataentzündung
Einige Studien lassen vermuten, dass die Prostatitis (Entzündung der Prostata) mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs assoziiert ist, aber in anderen Studien konnte ein solcher Zusammenhang nicht gefunden werden.

Sexuell übertragbare Krankheiten
In der Forschung hat man versucht herauszufinden, ob sexuell übertragbare Krankheiten (wie Gonorrhö oder Chlamydien) das Prostatakrebsrisiko möglicherweise steigern, da sie zu einer Entzündung der Prostata führen können. Bis dato jedoch wurden keine derartigen Schlussfolgerungen aus den Studien gezogen.

Vasektomie 
Einige Studien weisen darauf hin, dass für Männer, die sich einer Vasektomie (chirurgisches Verfahren zur Sterilisation des Mannes) unterziehen, ein leicht gesteigertes Risiko für Prostatakrebs besteht, doch in anderen Studien ist man nicht zu diesem Ergebnis gekommen.

Gutartige Prostatavergrößerung (HBP)
Eine gutartige Prostatavergrößerung [auch bezeichnet als benigne Prostatahyperplasie (BPH)] ist nicht mit einem erhöhten Prostatakrebsrisiko assoziiert.

 

 

Die Ursachen von Prostatakrebs

Ursachen von Prostatakrebs

Es ist nicht genau bekannt, welche Ursachen Prostatakrebs hat, doch im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung konnte man einige Risikofaktoren identifizieren. Nun versucht man zu ermitteln, wie diese Faktoren Einfluss auf gesunde Prostatazellen nehmen, sodass sie sich zu bösartigen Zellen entwickeln.

Grundsätzlich wird Prostatakrebs durch Veränderungen in der DNA einer gesunden Prostatazelle verursacht. DNA ist die Substanz, aus der unsere Gene bestehen. Bestimmte Gene kontrollieren, wann unsere Zellen sich entwickeln, in neue Zellen teilen und absterben:

  • Bestimmte Gene, die dafür sorgen, dass Zellen wachsen, sich teilen und am Leben bleiben, heißen Onkogene.
  • Die Gene, die im Normalfall das Wachstum der Zellen kontrollieren, Fehler in der DNA reparieren oder dafür sorgen, dass Zellen im rechten Augenblick abgetötet werden, heißen Tumorsuppressorgene.

Ursache für Krebs können Mutationen der DNA sein, die dafür verantwortlich sind, dass die Onkogene aktiviert bleiben, oder die die Tumorsuppressorgene deaktivieren. Derartige Genveränderungen können ein unkontrolliertes Zellwachstum nach sich ziehen.

DNA-Mutationen können von einem Elternteil ererbt oder im Lauf des Lebens erworben werden.

Bestimmte Genmutationen sind erblich, d.h., sie können von Generation zu Generation weitergegeben werden. Diese Mutationen betreffen die Gesamtheit der körpereigenen Zellen. Man geht davon aus, dass vererbte Genmutationen 10% aller Prostatakrebserkrankungen verursachen. Es gibt mehrere mutierte Gene, die mit dem vererbten Prostatakrebs in Zusammenhang gebracht werden:

BRCA1 und BRCA2: Diese Tumorsuppressorgene helfen normalerweise dabei, Fehler in der DNA einer Zelle zu reparieren (oder diese Zelle absterben zu lassen, wenn der Fehler nicht repariert werden kann). Mutationen an diesen Genen sind häufiger Ursache für das Entstehen eines Brust- oder Eierstockkrebses bei der Frau, doch insbesondere Mutationen an BRCA2 sind auch verantwortlich für eine geringe Anzahl an Prostatakrebserkrankungen.

CHEK2, ATM, PALB2 und RAD51D: Mutationen an anderen DNA-Reparaturgenen können ebenfalls Ursache eines vererbten Prostatakrebses sein.

DNA-Mismatch-Reparaturproteine (wie MSH2, MSH6, MLH1 und PMS2): Diese Gene erkennen und reparieren Fehlpaarungen bei der Zellteilung. Die Zellen müssen bei jeder Teilung eine neue Kopie ihrer DNA erstellen. Männer, die Träger vererbter Mutationen in einem dieser Gene sind, leiden an einem Lynch-Syndrom, einer Krankheit, die man als hereditäres nicht-Polyposis-assoziiertes kolorektales Karzinom (HNPCC; Hereditary Non-Polyposis Colorectal Cancer) bezeichnet. Für sie besteht ein erhöhtes Risiko, an Darm- und Prostatakrebs sowie an bestimmten anderen Krebsarten zu erkranken.

RNase L: Die eigentliche Funktion dieses Tumorsuppressorgens besteht darin, im Falle einer Anomalie den Zelltod auszulösen. Vererbte Mutationen an diesem Gen ermöglichen es anormalen Zellen unter Umständen, länger zu leben, als sie sollten, was zu einem erhöhten Prostatakrebsrisiko führen kann.

HOXB13: Mutationen an diesem Gen werden mit einem verfrühten Auftreten von Prostatakrebs (in jungem Alter) in Verbindung gebracht, wie es in bestimmten Familien vorkommt. Glücklicherweise ist diese Mutation selten.
Es gibt noch weitere vererbte Genmutationen, die Ursache für bestimmte vererbte Prostatakrebse sind; aktuell arbeitet die Forschung daran, diese Gene zu identifizieren.

Manche Gene mutieren im Laufe des Lebens eines Menschen. Diese Mutationen werden nicht an die Nachkommen vererbt. Sie finden sich ausschließlich in den Zellen, die aus der mutierten Zelle entstanden sind. Man bezeichnet solche Mutationen als somatische oder erworbene Mutationen. Die meisten Genmutationen, die Ursache für die Entstehung eines Prostatakrebses sein können, treten eher im Laufe des Lebens eines Mannes auf, als dass sie vererbt werden.

Man weiß nicht, wie groß der Anteil der zufällig auftretenden DNA-Mutationen ist und wie viele Mutationen unter dem Einfluss anderer Faktoren (wie Ernährungsweise, Hormonspiegel usw.) entstehen. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Wahrscheinlichkeit von Mutationen umso höher ist, je schneller sich die Zellen der Prostata teilen. Folglich macht alles, was den Prozess der Zellteilung beschleunigt, das Auftreten eines Prostatakarzinoms wahrscheinlicher.

So begünstigen zum Beispiel Androgene (männliche Hormone) wie Testosteron das Wachstum der Prostatazellen. Ein erhöhter Androgenspiegel kann bei manchen Männern zum einem erhöhten Prostatakrebsrisiko beitragen.

Es gibt Studien, in denen beobachtet wurde, dass für Männer, in deren Blut eine zu große Menge des Hormons IGF-1 (insulin growth factor) kreist, ebenfalls ein erhöhtes Risiko für ein Prostatakarzinom besteht. Allerdings wurde dieser Zusammenhang in anderen Studien nicht gefunden.

Eine Belastung durch Strahlen oder krebserzeugende chemische Substanzen kann Mutationen an der DNA vieler Organe auslösen, doch es konnte bis dato noch nicht nachgewiesen werden, dass diese Faktoren wichtige Ursache für Mutationen in den Prostatazellen sind.

Prävention

Es gibt kein sicheres Mittel zur Vorbeugung von Prostatakrebs. Auf viele Risikofaktoren wie Alter, Ethnie und familiäre Vorbelastung hat man keinen Einfluss. Dennoch gibt es Dinge, die Sie tun können, um Ihr Prostatakrebsrisiko zu senken.

Körpergewicht, Bewegung und Ernährung

Welchen Einfluss Körpergewicht, Bewegung und Ernährung auf das Prostatakrebsrisiko haben, ist nicht klar.

In einigen Studien konnte man beobachten, dass Männer, die regelmäßig körperlich aktiv sind, ein etwas geringeres Risiko für Prostatakrebs haben. Intensive Bewegung hat möglicherweise einen deutlicheren Effekt, vor allem, was das Risiko für ein fortgeschrittenes Prostatakarzinom angeht.

Mehrere Studien kamen zu dem Ergebnis, dass eine pflanzlich orientierte Ernährung, bei der insbesondere Tomaten und Kreuzblütler wie Kohl, Brokkoli und Blumenkohl, Soja, Bohnen und andere Hülsenfrüchte oder Fisch häufig auf den Tisch kommen, mit einem geringeren Risiko für Prostatakrebs – vor allem in einer fortgeschrittenen Form – assoziiert ist.

Auch wenn nicht alle Studien zu identischen Ergebnissen kommen, so wurde doch vielfach beobachtet, dass bei Männern, die sich kaliumreich ernähren, ein erhöhtes Prostatakrebsrisiko vorliegt. Möglicherweise steigt dieses Risiko auch durch den Verzehr von Milchprodukten.

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